• Drevenack

    Gedenken der Opfer vom 11.09.1944

    Eine Mahnung für die Zukunft

     

    In Drevenack wird am Samstag ein Gedenkstein enthüllt – die Nazis erhängten im September 1944 an der alten Landstraße zwei geflohene Kriegsgefangene und acht Zwangsarbeiter.

    Es gibt einen Gedenkstein im Drevenacker Bauernwald. Er erinnert an den Landwirt und Jäger Heinrich Schüring, der 1944 hier ermordet wurde. Am Samstag, 27. September, werden Bürgermeister Hermann Hansen, Pfarrer Helmut Joppien und der Initiator, Hans-Peter Weis, ein weiteres Mahnmal enthüllen. Denn es starben mehr Menschen in diesem für das Dorf dunkelsten Kriegsjahr einen gewaltsamen Tod im Drevenacker Wald. An ihr Schicksal soll erinnert werden.

    Viele der älteren Generation werden den 11. September 1944 immer im Gedächtnis behalten. Zwei russische Kriegsgefangene und acht Zwangsarbeiter, darunter zwei ukrainische Mädchen, wurden von den Nazis an der alten Landstraße Damm-Drevenack gehenkt, wegen Mordes an Bauer Schüring. Wer von ihnen überhaupt daran beteiligt war, ist heute unklar, den Nazis war es egal. Sie wollten ein Exempel statuieren. Es war eine Zeit, in der es nur Verlierer gab. Schulklassenweise wurden die Kinder zur Hinrichtung gebracht, um zuzusehen.

    Zum Unrecht stehen

    Der Drevenacker Hans-Peter Weis (58) ist vor rund zehn Jahren auf die Geschichte gestoßen, die ihm keine Ruhe mehr ließ. 1961, in der Zeit des Kalten Krieges, hatte die NRZ den Ereignissen des Jahres 1944 eine Serie gewidmet, mit dem Titel „Die Helden kamen jede Nacht“ (siehe Box).

    „Das müsste man publik machen, war mein erster Gedanke“, erinnert sich Hans-Peter Weis . „Das war Unrecht und zu diesem Unrecht sollte man auch stehen, spätestens nach 70 Jahren.“ Viele wissen noch, was geschehen ist. Sie sprechen nicht darüber. Weis findet das falsch und hat in Bürgermeister Hermann Hansen einen Mitstreiter gefunden. „Ich will niemanden an den Pranger stellen, auch keine Verstorbenen“, sagt er. Das Gewaltregime sei Schuld gewesen und man müsse an alle Opfer erinnern, nicht nur an den armen Mann, der im Wald zu Tode gekommen ist. Weis geht es nicht um Geschichte allein. „Es geht darum zu mahnen, nie mehr Gewaltherrschaft zuzulassen.“

    Bürgermeister Hansen sieht das ähnlich. „Alle Beteiligten waren Opfer“ sagt er. Die Bevölkerung in Drevenack und Umgebung, die in Angst vor den Überfällen lebte. Landwirt Schüring, der sein Altenteil genießen wollte und einem brutalen Mord zum Opfer gefallen ist. Die Zwangsarbeiter, Maria beispielsweise war die Tochter eines ukrainischen Tierarztes. Sie wurde mit 15 Jahren von den Nazis in der Ukraine verschleppt. Die Kriegsgefangenen. „Es war eine Spirale der Gewalt“, so Hansen.

    Weis stellte im Februar den Antrag, einen Gedenkstein zu errichten. „Wir haben im Ältestenrat diskutiert. Weil Drevenack damals ein selbstständiges Dorf war, haben wir den Arbeitskreis Dorfgemeinschaft eingebunden“, erklärt Hansen.

    Das Projekt ist nicht unumstritten im Dorf. Dennoch hoffen Hansen und Weis, dass möglichst viele Drevenacker am Samstag um 17 Uhr zur alten Landstraße kommen. Die Inschrift wird erst dann enthüllt. Wer am Wanderparkplatz Loosenberge vorbei dem Weg folgt, trifft nach etwa einem Kilometer auf die Stelle.

     

    Information
    Drevenack 1944 
    Das war geschehen:
    Drei entflohene russische Kriegsgefangene hatten sich im Winter in einer Tannenschonung des Drevenacker Waldes ein unterirdisches Versteck gebaut. Sie brachen in die umliegenden Bauernhöfe ein, stahlen Lebensmittel und andere Dinge.
    Im Dorf ging die Angst um.Russische und ukrainische Zwangsarbeiter, die auf den umliegenden Höfen beschäftigt waren, versorgten die Männer mit Milch, Eiern und Zeitungen.
    Sie flohen, als sie an die Westfront geschickt werden sollten, zu den Rotarmisten in den Wald.
    Die Nationalsozialisten standen unter Druck, die Bevölkerung war beunruhigt, ihre Autorität bröckelte.Nach mehreren Suchaktionen wurde die Gruppe aufgespürt, die Nazis hängten zwei Rotarmisten und acht Zwangsarbeiter, darunter zwei ukrainische Mädchen, Maria (17) und Manja, die als „etwas älter“ beschrieben wird. Den Text aus der NRZ von 1960/61 können Sie im Drevenacker Portal komplett nachlesen unter www.drevenack.de

     

    Quellen:

    1. Die Helden kamen jede Nacht, Beitragsreihe der NRZ aus 1961/1962

    2. NRZ – Beitrag von Frau Susanne Zimmermann vom 22. September 2014

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